Wann haben wir eigentlich das letzte Mal ganz unbeschwert Advent und Weihnachten gefeiert? Ich kann mich schon fast nicht mehr daran erinnern. Aber es gab sie doch? Die Adventszeiten so ganz ungetrübt? Das Zusammenkommen zum besinnlichen oder ausgelassenen Feiern ohne Angst vor Epidemie oder schlimmer noch wegen der Kriegsgewalt in der Ukraine und in Israel und im Gazastreifen!

Es gab sie doch, die Dezemberzeiten ohne Aufruf zum Verzicht aus diesem oder jenem Grund, ohne Anlass zu gedrückter Stimmung und ohne Gefühl von Weltkrise als ständigem Begleiter. Es gab sie doch, oder täusche ich mich?

„Siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkelheit die Nationen.“

Dieser Satz aus dem Propheten Jesaja scheint das intensive Grundrauschen der Adventszeit auszudrücken. Und dennoch, es wäre nicht wirklich Advent, wenn nicht Jesajas zweiter Satz hinzukäme:

„Doch über dir strahlt der Herr, über dir erscheint seine Herrlichkeit.“

Es war schon immer, auch in biblischer Zeit, eine Art Gerangel zwischen dem Erleben der Finsternis und dem Sehen des Lichts. Wer ist denn nun stärker, die Finsternis oder das Licht? Wenn es vielleicht einmal eine unbeschwerte Adventszeit gab, dann vielleicht in unseren Kindertagen oder in Zeiten der Jugend oder in Zeiten, in denen wir bewusst oder unbewusst alles um uns herum ausgeblendet oder verdrängt haben. Zum Advent aber gehört geradezu das Wahrnehmen der Dunkelheit, dann erst, so scheint es, lernen wir das überraschende verheißene Licht sehen.

Allerdings wünschte ich mir in diesem Jahr etwas weniger Finsternis um uns herum. Solange Raketen auf Städte und Dörfer abgeschossen werden, solange Terroristen Menschen in großer Zahl abschlachten oder entführen, solange Kriegführen zum einzigen Weg der Verteidigung wird, solange liegt ein dunkler Schatten auf allem, was wir zu feiern oder zu hoffen haben.

Um so wichtiger ist es, an die Kraft des Lichts zu glauben mit jeder Kerze, die wir in diesen Tagen anzünden, mit jedem Lied, dass wir in diesem Advent singen. Um so wichtiger ist es in diesen Tagen, den Glauben an Menschenrecht und Würde nicht aufzugeben. Um so wichtiger, dem Hass nicht das Feld zu überlassen. Um so wichtiger ist es, Gott zu bitten: Gib deinen Frieden in aller Friedlosigkeit, Frieden für Israel und alle Welt, Frieden, der Menschen umkehren und Wunden heilen lässt!

„Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden“, so klingt es aus dem Himmel weihnachtlich als Verheißung für die Erde! Möge der Gesang der Engel wahr werden in dieser Zeit!

Pfarrer Wolfgang Theiler

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